Heil dem Konsum!

Samstag ist Shopping-Tag. Schön ins Chemnitz Center oder in die Sachsen-Allee gefahren: gucken, kaufen, essen. Ein Spaß für die ganze Familie und ein tagesfüllendes Programm. Es ist ein Highlight in der sonst so tristen Arbeitswoche, wenn man sich besehen kann, wofür das hart ermeckerte Geld alles reicht und sich mal selbst belohnt.

Nur ins Chemnitzer Zentrum will keiner: Leere Parkplätze künden schon von weitem von der Tristesse. Grasballen rollen über den Markt, während nur die Assis und Asylanten sich zu ihrem täglichen Kräftemessen im Stadthallenpark treffen. Die Polizei sitzt machtlos (aber bei diesem Wetter immerhin gut gewärmt) in ihrem T5 und dreht Runden durch die leer gefegte Fußgängerzone.

Doch wie Lucky Luke haben sich nun mutige Männer ein Herz gefasst und wollen der Tragödie ein Ende bereiten. Ihr Credo: Wir pflastern die doofe Wiese einfach zu und bauen endlich mal was zum Shoppen. Dann wird auch in der Innenstadt bald alles gut.

Zugegeben: Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass die Innenstadt-Parkplätze gut gefüllt sind. Denn grundsätzlich ist in der Innenstadt auch nicht sooo wenig los. Und es gibt immer noch einigen Leerstand. Ich denke da in erster Linie an den Rosenhof, aber auch andere Ladenflächen werden immer mal wieder frei und stehen dann eine Weile leer. Weitere Gebäude mit Ladenflächen sind bereits für den Getreidemarkt, für die Johannisvorstadt sowie für den Parkplatz neben dem Tietz geplant. Und sogar das neue Technische Rathaus im Contiloch soll über frei verfügbare Einzelhandelsflächen verfügen. Wer sich in Chemnitz ansiedeln möchte, hat dazu Gelegenheit, könnte man meinen.

So gesehen spricht nicht viel für ein weiteres Geschäftshaus, egal, ob man jetzt nur am Rand des Stadthallenparks bauen will, oder, wie Herr Kellnberger, gleich den ganzen Park wegrationalisieren möchte. Ganz im Gegenteil: hier wird ein Chemnitzer Alleinstellungsmerkmal, eine Qualität unserer Stadt, leichtfertig weggeschmissen. Für eine Großstadt haben wir verdammt viel Grün. Und das ist gut so. Auch die Chemnitzer sind deswegen offenbar skeptisch.

Ich möchte die Lust am Einkauf nicht verdammen und bin selbst nicht viel besser, aber nachdenklich macht es mich schon. Warum spielt der Konsum eine so große Rolle in unserer Gesellschaft? Und was heißt das für die Politik und den Staat? Sollte die öffentliche Hand jedem Lobbyisten und Vertreter der Konsum-Industrie nachgeben? Ich denke, nein.

Eine lebendige Innenstadt muss allen Menschen offen stehen! Läden sind nur für diejenigen, die kaufen wollen und kaufen können. Ein Park hingegen lädt zum Verweilen ein, zum Lesen, Sport machen, zum Sonnen, schlafen, dazu ein bisschen Natur zu genießen. Ein Park hat auch keine Öffnungszeiten und keinen Ruhetag. Daraus ergibt sich ein schier unendliches Belebungspotential, wenn man denn nichts gegen Ballspiele hat.

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